Phnom Penh – die lebendige Hauptstadt mit ihrer traurigen Geschichte

Die Stadt ist sehr groß – es gibt viele Hochhäuser und viel Verkehr. Hier haben wir auch viele grausame Dinge über die Geschichte von Kambodscha gesehen.

Die Busfahrt von Siem Reap nach Phnom Penh dauerte ca. 6 Stunden und war sehr angenehm. Da wir am Tag fuhren, konnten wir vom Land sehr viel sehen. Die Natur ist sehr beeindruckend, das ganze Land ist ziemlich flach und man sieht viele Reisfelder und Palmen. Leider sieht man aber auch sehr viel Müll neben den Straßen – dies ist in den Städten nicht so tragisch aber am Land wirklich extrem. Wir haben auch viele Häuser von den Einheimischen gesehen. Es gibt hier wirklich viele arme Leute, die nur in kleinen Hütten hausen.

Als wir in der Hauptstadt angekommen sind, wurden wir richtig geflasht. Phnom Penh ist riesengroß. Es gibt viele Hochhäuser und der Verkehr ist sehr lebendig. Es ist eine komplett andere Welt, in die wir nun eintauchen. Ein Tuktuk, das hier in Kambodscha übrigens Rikshaw genannt wird, brachte uns zum Hotel. Diesmal haben wir ein Zimmer im 8. Stock und eine Dachterrasse mit Pool. Dank Corona sind solche Unterkünfte aktuell auch für Backpacker im Budget – das ist sehr schön, wir freuen uns und fühlen uns richtig wohl hier.

Phnom Penh ist bekannt für die furchtbaren Erinnerungsstätten an die unfassbar grausame Zeit zwischen 1975 und 1979. Die kommunistischen „Roten Khmer“ haben in diesem Zeitraum mehr als 2 Millionen der insgesamt 8 Millionen Einwohner von Kambodscha auf dem Gewissen. 85 – 90 % der Einwohner von Kambodscha gehören der Bevölkerungsgruppe der Khmer an. Sowohl die Täter als auch die Opfer dieser Zeit waren Khmer – es wurden also die eigenen Leute äußerst grausam behandelt. Der politische Hintergrund war der Kommunismus und davon kommt der Name „Rote Khmer“.

Als die Roten Khmer einmarschierten, war die Bevölkerung voller Freude. Da Kambodscha durch den Vietnamkrieg auch in Mitleidenschaft gezogen wurde. Sie hatten große Hoffnung, dass alles besser werden wird. Doch tatsächlich stand die schlimmste Zeit der Geschichte von Kambodscha bevor. Das Ziel der Roten Khmer war, die Gesellschaft in einen Agrarkommunismus zu überführen. Alle Institutionen wie Schulen und Krankenhäuser wurden geschlossen und die Menschen wurden aus der Hauptstadt Phnom Penh in das Hinterland vertrieben – jeder musste in der Landwirtschaft arbeiten. An den Landesgrenzen wurden Landminen vergraben, damit sich Nachbarstaaten und andere Länder nicht einmischen und Kambodscha fernbleiben.

Wir waren zuerst bei den Killing Fields, der offizielle Name lautet Choeung Ek Völkermord-Gedenkzentrum. Im ganzen Land verteilt, gab es insgesamt ca. 300 solcher Felder. Hier wurden die Massenmorde durchgeführt – in dem Killing Field, in dem wir waren, wurden ca. 20.000 Menschen hingerichtet. Wir haben die Massengräber gesehen – wir sahen Kleider und menschliche Überreste der Opfer. Wir sahen sogar direkt in der Erde die Kleider der Opfer aus einem Massengrab. Da die grausame Zeit noch nicht so lange her ist, kommen regelmäßig Knochenreste, Zähne und Kleider an die Oberfläche – es ist unbeschreiblich wie schrecklich diese Anblicke sind. Besonders schlimm war der Anblick des Killing Trees. Babys wurden mit deren Kopf gegen diesen Baum geschlagen und dann gleich daneben in das Massengrab geworfen. Man weiß das so genau, weil man Spuren von Blut und Gehirn an dem Baum gefunden hat. Die Frauen waren meist ohne Kleidung im Grab, da sie vor Hinrichtungen mehrmals vergewaltigt wurden. Ich kann nicht beschreiben, wie man sich fühlt, wenn man direkt vor diesem Baum und diesem Grab steht.

Der Besuch im Toul-Sleng-Genozid-Museum war nicht weniger tragisch. Eine ehemalige Schule wurde hier in ein Gefängnis umgewandelt. Die Klassenzimmer wurden zu Folterräumen. In einem Gebäude wurden die Klassenzimmer mit Mauern oder Holzverschlägen in viele kleine Gefängniszellen umgebaut. Der Spielplatz wurde für schlimme Foltereien verwendet. Wir gingen durch die Räume und haben sehr viele Fotos gesehen – die Opfer wurden nämlich damals bei der Inhaftierung fotografiert. Es waren Männer, Frauen und Kinder abgebildet. Die Gesichtsausdrücke gingen unter die Haut. Man sah auch Fotos und Bilder wie die Menschen gefoltert wurden. Der Anblick war äußerst schlimm. Am schlimmsten war für mich jedoch die Begegnung ganz am Ende. Als wir alles besichtigt haben, standen 3 Überlebende vor uns. Ein Mann zeigte auf ein Bild und erzählte, dass er der Junge mit seinem kleinen Bruder ist und dass er Glück hatte und nicht ermordet worden ist. Seine Eltern sind nicht zurückgekommen. Keine Worte können beschreiben wie ich mich fühlte, als ich diesen Männern in die Augen geschaut habe.

Im Jahr 1979 gelang vietnamesischen Truppen eine Invasion und das Schrecken hatte endlich ein Ende. Andere Staaten wie Thailand, Deutschland oder die USA kritisierten diesen Einmarsch – auch diese Tatsache stimmt mich sehr nachdenklich. Im Jahr 1989 zogen sich die vietnamesischen Truppen zurück, die Verfassung wurde geändert und das Land wurde in den Staat Kambodscha umbenannt. Pol Pot, der Anführer der Roten Khmer ist 1998 im Alter von 73 Jahren gestorben.

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