Wir haben es geschafft! Ein großes Abenteuer liegt hinter uns. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll zu erzählen.
Laos ist ein sehr flussreiches Land und deshalb sind früher viele Touristen mit dem Boot oder Kajak gefahren. In den letzten Jahren wurden jedoch sehr viele Dämme gebaut und es ist nicht mehr so leicht über den Fluss von A nach B zu gelangen. Wir wollten aber trotzdem unbedingt am Fluss reisen und nicht wieder mit dem Mini-Van zurück in die Städte fahren. In der Nähe von Nong Khiaw gibt es einen kleinen Fluss, der bis nach Luang Prabang führt und keinen Damm hat. Das war die Lösung – wir fahren auf einem Kajak zurück in die Stadt.
Unser Tourguide hat diese Tour das letzte Mal vor 3 Jahren gemacht (vor Covid). Außerdem hat er die Tour noch nie in der Regenzeit gemacht und der Fluss könnte etwas anders aussehen als gewohnt. Aber er war davon überzeugt, dass es funktioniert und wir haben eingestimmt. Er hat alles organisiert und nach ein paar Tagen ging es schon los. Mit einem Tuktuk wurden wir zum Fluss gebracht. Das Fahrzeug war komplett voll beladen: 2 Kajaks, 4 Padel, 4 Schwimmwesten, 4 Helme, Essen & Getränke für 4 Personen und 3 Tage und dann mussten wir mit unseren Drybags auch noch drauf. Es ist sich alles ausgegangen.
Am Fluss angekommen zogen wir uns alles an und das gesamte Gepäck wurde befestigt. Es ging los! Der Fluss war sehr braun und das Wasser hoch – damit hat unser Tourguide selbst nicht gerechnet. Der erste Tag war wunderschön. Der Himmel war bedeckt, so war es nicht sehr heiß sondern angenehm warm. Bei völliger Stille und nur mit Naturgeräuschen begleitet paddelten wir durch Laos. Das Mittagessen genossen wir einfach am Ufer. Um ca. 15 Uhr sind wir dann in dem ersten Dorf angekommen, in dem wir nächtigten. Wir mussten zuerst zum Häuptling des Dorfes um nachzufragen, ob wir hier bleiben dürfen. Am Anfang war er skeptisch, doch schlussendlich hat er eingewilligt und wir durften auch gleich in seinem Haus bleiben und dort nächtigen. Das Wort „Haus“ ist jedoch etwas übertrieben. Es handelte sich vielmehr um eine offene Bambushütte. Die Küche war nebenan, ein Bambus-Zubau wo mit offenem Feuer gekocht wird. Ich habe noch nie in so einem undichten Gebäude genächtigt, doch es war eine großartige Erfahrung.
Die Kinder des Dorfes waren sehr lieb und nett. Die kleine Pho habe ich von Anfang an ins Herz geschlossen. Sie ist mit uns durchs ganze Dorf gelaufen. Wir spielten mit den Kindern Boccia und alle hatten riesigen Spaß. Es ist sehr schön, die Kinder so lachen zu sehen. Am Abend habe ich ihnen noch Fotos auf dem Handy gezeigt. Die Fotos von uns weißen Menschen und hohen Gebäuden haben ihnen am besten gefallen.
Am nächsten Tag ging es nach dem Frühstück wieder los. Diesmal mussten wir alles sehr gut anbinden, denn das Wasser sollte wilder sein. Außerdem hat es geregnet und ich habe die Regenjacke angezogen. Am Anfang war alles noch in Ordnung und wir genossen den Regen am Wasser mitten in der Natur von Laos. Kalt war es nämlich überhaupt nicht. Nach einiger Zeit ist es jedoch passiert. Von der Ferne haben wir schon gesehen, dass wir auf höhere Wellen als bisher zusteuern. Unser Tourguide und Mike kamen gut durch – dann waren wir dran und ich kann euch gar nicht sagen wie schnell es gegangen ist und wir sind im Wasser geschwommen. Die große Welle konnten wir einfach nicht schaffen und unser Kajak kippte um. Alles ist geschwommen und wir waren froh, dass wir eine Schwimmweste hatten, denn die Strömung war richtig stark und hat mich im Wasser von René und dem Kajak weggezogen. Nach einiger Zeit haben wir jedoch geschafft wieder am Kajak zu sitzen und wir haben alles eingesammelt und aufgeladen. Von diesem Zeitpunkt an war das Kajak fahren für mich nicht mehr so lustig. Ich hatte bei allen weiteren Wellen Angst, dass wir wieder umschmeißen.
Das Mittagessen am Ufer war wieder sehr lecker. Dort ergriffen wir auch die Möglichkeit unsere Drybags zu öffnen um kontrollieren zu können, ob etwas nass geworden ist. Zum Glück war alles trocken und nur wir selbst waren durch und durch nass. Nach der Mittagspause hatten wir zum Glück nicht mehr lange und wir haben es gerade noch rechtzeitig in das 2. Dorf geschafft, bevor es wieder voll zu regnen begonnen hat. Diesen Regen konnten wir schon unterm Dach genießen und beobachten.
Das zweite Dorf war schon weiter entwickelt als das erste. Wir schliefen diesmal auch in einem gemauerten Haus. Der Glaube der Menschen dort sagt, dass es Unheil bringt wenn ein Besucher-Pärchen in einem Raum schläft. Deshalb mussten wir uns trennen – ich bekam ein Einzelzimmer und René und Mike schliefen gemeinsam im Vorhaus mit und neben einigen Ratten. Im Nachhinein war ich froh ein Einzelzimmer bekommen zu haben. Die Kinder in diesem Dorf waren nicht so lieb, wir blieben deshalb mehr bei der Familie. Das Abendessen war sehr lecker und zum Frühstück bekamen wir eine gegrillte Ratte – das hatten wir noch nie zuvor probiert und schmeckte unerwartet ziemlich lecker. Der Aufenthalt in diesem Dorf war sehr angenehm und entspannt.
Am dritten Tag ging es nach dem Frühstück wieder los. Das Wetter war leider regnerisch und die Angst vorm Umkippen fuhr ständig mit. Zum Glück ist aber nichts passiert und als wir fertig waren und ans Ufer fuhren, fiel mir ein großer Stein von Herzen. Wir haben es geschafft!
Am Ende hat uns unser Führer dann auch erst die ganze Wahrheit gesagt. Wir waren die erste Tour, die es so schwer hatte und er wird es all seinen bekannten Tourguides sagen, dass diese Kajak-Tour in der Regenzeit nicht angeboten werden soll. Wahrscheinlich waren wir also die ersten und letzten, die diese Tour in der Regenzeit gemacht haben.
Im Nachhinein kann ich sagen, dass alle drei Tage irrsinnig toll waren. Wir konnten die Natur in Ruhe genießen. Wir erlebten unglaubliche Dinge in den Dörfern – die Menschen vom ersten Dorf hatten nicht mal eine ordentliche Straße zu anderen Orten und leben wirklich sehr abgeschieden. Zu sehen wie die Menschen hier wirklich leben und auch mit ihnen zu leben, werde ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen. Auch der Unfall war im Nachhinein gesehen lustig und wir können froh sein, dass wir uns nicht weh getan haben. Es war also eine unglaublich tolle Erfahrung und ich bin sehr dankbar, dass wir diese Erlebnisse machen durften. Schau dir jetzt einfach die Fotos an und du weißt was ich meine, wenn ich schreibe, dass hier alles noch sehr ursprünglich ist.



















